大青山 Reisebericht Teil 2

Das ist der zweite Teil meines Abenteuers auf dem Berg Da Qing Shan (大青山). Den ersten Teil kannst du hier nachlesen, falls du es noch nicht getan hast. Hier geht's darum wie das Training war, wie ich mit Meister Chen und ein paar Taiji Brüdern in Wuxi war und wie ich meinen Stamm gefunden habe, Leute zu denen ich mich wirklich zugehörig fühle.

Die Sonnenaufgänge waren einfach unschlagbar

Das Training

Laut plan gibt es zwei Stunden betreutes Training. Früh morgens und am Abend. In der ersten Woche meines Aufenthaltes, als meister Chen auch dort war hing er aber meistens mit uns Schülern herum, die von überall her auf den Berg kamen. Alles Chinesen natürlich. Für mich war das eine sehr intensive Zeit. Beides, was Chinesisch und Taiji angeht. Es hat mir wahnsinnig gut gefallen und ohne diese Woche, so meine Überzeugung wäre mein Aufenthalt dort auch nicht so fruchtbar wie er dann war.

Morgentraining in einem Hutong in Peking

Ich bin mit der Einstellung hin gegangen, eine von diesen Taiji Moves zu verstehen. Also wirklich zu verstehen, nicht nur die Bewegung nachahmen zu können. Die eine Bewegung, bzw. Prinzip wollte ich verstanden haben nach den 3 Monaten. Diese erste Woche war ein Grundstein für das Verständnis. Ich habe am Ende nicht nur ein Prinzip verstanden, sondern einige. Zumindest dachte ich das. Nachträglich, also jetzt wo ich das schreibe merk ich natürlich, dass mein Wissen jetzt noch etwas tiefer geht, aber das ist die Natur der Sache.

Mein Vortrag auf Chinesisch bei der Eröffnung der Meisterschaft auf DQS

Meine recht schnellen Fortschritte lagen also an der ersten Woche. Aber natürlich nicht nur. Ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass schnelle Fortschritte nicht bedeutet das ich jetzt ein Meister bin, oder auch nur annähernd. Lediglich, dass ich wirklich zufrieden bin mit meinen Fortschritten.

Neben der ersten Woche waren noch andere Faktoren an meinen Erfolgen beteiligt. Regelmäßiges Training ist natürlich das A und O. Es ist ständige Wiederholung und meistens langweilig, sollte aber nicht unterschätzt werden. Ein sehr wichtiger Faktor war aber John. Er kam um den 28. April auf den Berg und nach anderthalb Monaten war ich plötzlich nicht der einzige Ausländer.

Davor konnte ich mit den chinesischen Taijibrüdern sehr gut trainieren. Da meine Chinesischkenntnisse nicht ausreichen um sich gerade im Speziellen, aber auch im Allgemeinen frei austauschen zu können happerte es natürlich an der Kommunikation. Ein Austausch fand durchaus statt, aber tiefergehende Fragen meinerseits, bzw. Instruktionen dererseits kamen nicht wirklich an. Nicht alle zumindest.
Mit John hatte ich jemanden zum Diskutieren. Er selbst ist zwar auch ein Anfänger im PM, allerdings sehr erfahren in anderen Kampfkünsten. Der Austausch mit ihm war ein sehr wichtiger Faktor für mein Weiterkommen. Er hat eine sehr analytische Ader die mir fehlt, dafür kann ich mit meinem Körper einige Sachen machen, die er noch nicht kannte. Wir ergänzten uns wirklich gut und profitierten gegenseitig sehr von unserem gemeinsamen Training. Ich bin wirklich froh ihn kennengelernt zu haben und vermisste seinen Austausch schon direkt nach seiner Abreise. Leider war er nur einen Monat auf dem Berg.

Neue Freunde die ich jetzt vermisse

Was mir am Training mit Meister Chen gefallen hatte war, dass man ihm immer Fragen stellen konnte. Er holt gerne aus und erzählt Anektoden die ich, weil auf Chinesisch, gerade am Anfang nicht verstanden hatte. Aber sobald man eine Frage hatte ging er darauf ein und gab Beispiele und versuchte es immer zu erklären. Am Ende kam immer die Frage Now you understand? Ich hatte kein Problem damit, diese sehr oft zu verneinen.
Über Fragen werde ich evtl. einmal noch extra einen Eintrag schreiben, weil ich da einige Erkenntnisse hatte. Nur als Andeutung: Ich finde nicht, dass es keine blöden Fragen gibt.

Dass die erste Woche intensiv war erwähnte ich ja bereits. Das lag unter anderem daran, dass Meister Chen mich irgenwann fragte, ob ich nicht Lust hätte ihn auf einer Reise zu begleiten. Trotz dem knappen Budget das ich hatte ließ ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen.

Wuxi

Der Trip ging zunächst nach Jinan. Dort besuchten wir Hong Junshens Sohn und Enkel, waren auf einem Friedhof um einen neuen Platz für Hongs überreste zu finden und besuchten Chen Zhonghuas Senior Taiji-Bruder, Meister Li.

Workshop Gruppe in Wuxi

Dann ging es weiter nach Wuxi. Dort gab es einen zwei Tages Workshop. Ich lernte viele Leute kennen, aber besonders die Schüler von Meister Chen, die ihn mit mir begleiteten und mit denen ich die nächsten drei Monat auf dem Berg verbrachte. Das waren Chen Xu und Lin Zili. In Jinan war noch Zilis Bruder Lin Ziming dabei. Er musste dann leider nach Peking zurück und ich sah ihn erst im Mai wieder.

Während der Reise wurde jeden Tag in aller Früh trainiert. Ob in der Lobby oder vor dem Hotel. Auch Abends vor dem Schlafen Gehen. In dieser Zeit bekam ich sehr wichtige Instruktionen. Ich lernte wahnsinnig viel in dieser Zeit. Ständig machte ich mir Notizen und ich bin immmer noch dabei diese immer wieder zu lesen in der Hoffnung sie zu verstehen. Nach und nach wird das ein oder andere klar, aber darauf gehe ich in einem späteren Artikel ein.

Etwas neues erfahren, schon hingestellt und trainiert

Der Trip mit Meister Chen und meinen Taiji Brüder enthielt einige sehr wichtige Lektionen und ich bin wirklich froh, dass ich die Möglichkeit dazu hatte. Wenn ich mir vorstelle, dass manche Schüler viel länger mit Meister Chen herumtouren wundert es mich nicht, dass diese Schüler so gut geworden sind. Jeden Tag einen Lehrer wie Chen Zhonghua beiseite zu haben, der einem Fragen gerne und sehr ausführlich beantwortet ist wirklich sehr förderlich für die Entwicklung in dieser Kunst. Das ist einige Erfahrung die mir klar machte, wie wichtig ein Lehrer ist und wie schlecht von Taiji aus Videos lernen kann. Dabei erfüllen die Videos durchaus eine sehr sinnvolle Funktion und ich möchte diese nicht entwerten.

Mittagessen in Wuxi mit Master Chen und den Workshop Teilnehmern

Mein Stamm

Nach ca. zwei Monaten kamen weitere Ausländer auf den Berg. Zunächst empfand ich das als ein wenig störend. Mir fiel es auch etwas schwierig die Balance zu halten, zwischen dem Kontakt mit meinen Chinesischen Taijibrüdern und den Anderen. Dabei möchte ich nicht, dass die Anderen irgendwie abwertend klingt, ebensowenig wie die chinesischen Taijibrüder so wirken soll. Die unterscheidung für mich ist einzig und allein an der fähigkeit wie ich mit den leuten kommunizieren konnte und englisch geht viel besser als chinesisch. Am Ende fühlte ich mich beiden Gruppen sehr verbunden. Ich war aber auch wirklich glücklich, als Meister Chen mich den anderen vorstellte und meinte ich gehöre zur Daqingshan Gruppe, also zu Chen Xu, Zili, Hu, Chuanlei usw. dazu.

Gruppenfoto nach dem Morgentraining

Schon nach einigen Tagen weitete sich dieses Gefühl auf die restlichen Ausländer aus. Zum ersten mal in meinem Leben fühlte ich mich einer Gruppe zugehörig. Alle Leute auf dem Berg machten das was ich liebe. Manche mehr, manche weniger, aber alle waren sie wegen Taiji da. Nun habe ich Freunde in der ganzen Welt und über den Berg sind wir alle irgendwie besonders verbunden. Das ist ur-leiwand, wenn ich das mal so zusammenfassen darf.

Es gibt ein gutes Buch von Sir Ken Robinson mit dem Titel The Element. Darum geht es, wie wichtig es ist herauszufinden, was einen Bewegt. Als zweiten Schritt muss man seinen Stamm, d.h. Leute finden die dieses Etwas ebenso bewegt. Schade nur, dass die Leute über den ganzen Globus verstreut sind. Werde mir in Wien auch solche Leute suchen müssen. Einen gibt es aber schon. Den Fabian. Zu ihm sicher an anderer Stelle noch mehr. Wir zwei sind jedenfalls die zwei einzigen PM Leute in ganz Österreich.

Der beste Trainingpartner: John Intervalo

Wie geht's weiter?

Meine drei Monate auf DQS waren so ziemlich die beste Zeit meines Lebens. Tatsächlich fand ich im Training dort einiges was mir davor gefehlt hatte und bin mit meinen Fortschritten selber sehr zufrieden, was nicht bedeutet, dass es nicht weiter geht. Taijiquan ist sehr komplex und ich habe gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Ich bin wirklich neugierig was noch kommen wird.

Tee trinken mit Nathan, Gil, Ben, Jody und Lilia

Meister Chen hat mir ein Lehrerzertifikat verliehen. Damit darf ich Chen Taijiquan Practical Method offiziell unterrichten, was ich auch vorhabe. Bei Interesse einfach eine E-Mail schreiben. Momentan (29. August 2014) gibt es noch kein regelmäßiges Training.

Nächstes Jahr geht es für mich wieder auf den Berg. Wahrscheinlich wird es Anfang Mai werden, weil es dort wieder eine Meisterschaft gibt. Die Meisterschaft selbst ist mir eher egal, aber in diesem Rahmen kommen viele interessante Leute dort hin. Es wird also sehr spannend und man kann sicher viel lernen.

Vor den Höhlen der acht Unsterblichen auf DQS

Fotos u.A. von Zili, David Koh und Lilia. Danke!

大青山 Reisebericht Teil 2
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